Harnwege: Erkrankungen

Harnwege: Erkrankungen
Harnwege: Erkrankungen
 
Störungen bei der Harnblasenentleerung (Miktion) können entweder als Inkontinenz oder als Harnverhalt auftreten. Entzündungen können Harnröhre und Blase betreffen, aber auch hinauf bis Nierenbecken und Niere reichen.
 
 
Bei der Harninkontinenz kann der Reflex zur Blasenentleerung nicht mehr willentlich unterdrückt werden. Diese Störung tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Unterschieden werden Stressinkontinenz, Urge-Inkontinenz und Überlaufinkontinenz.
 
Unter Stressinkontinenz wird eine Erhöhung des Bauchinnendrucks verstanden. Auslöser können z. B. Husten, Lachen, Treppensteigen sein. Ursache der Stressinkontinenz ist meist eine Gebärmuttersenkung oder eine Prostataoperation. Abhilfe ist unter Umständen durch eine Operation möglich, bei der Gebärmuttersenkung mitunter auch durch eine Östrogentherapie.
 
Bei der Urge-Inkontinenz (urge, englisch: Drang) tritt der Harndrang überfallartig auf und kann nicht mehr gestoppt werden. Die Störung lässt sich mitunter auf erlittene Schlaganfälle oder Harnwegsentzündungen zurückführen. Behandlung ist durch Medikamente oder ein Blasentraining (Miktionstraining) möglich.
 
Zur Überlaufinkontinenz kommt es, wenn die Blase nicht mehr vollständig entleert werden kann, sich dadurch immer mehr mit Urin füllt und dieser ab einem bestimmten Punkt aus der Blase fließt. Der in der Blase gesammelte Urin kann zudem Infektionen auslösen. Zu den Auslösern zählen Medikamente, Nervenschädigungen oder ein Prostataadenom. Zur Behandlung ist oft eine Prostataoperation oder Katheterisierung erforderlich.
 
Kann die Inkontinenz nicht erfolgreich behandelt werden, stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, die den Urin auffangen.
 
 Harnverhalt
 
Beim Harnverhalt (Harnretention) reicht aufgrund eines Hindernisses die Kraft der Blasenmuskeln trotz prall gefüllter Blase nicht mehr zur Entleerung aus. Der Urin kann sich bis ins Nierenbecken zurückstauen. Es besteht die Gefahr von Gewebeschädigungen und Infektionen. Ursache sind meist eine Prostatavergrößerung (Prostataadenom) oder Tumoren. Die Behandlung besteht in der Operation.
 
 Entzündungen von Harnröhre und Blase
 
Bei einer Blasenentzündung (Zystitis) wird die Blase von Bakterien befallen. Die Keime (oft Kolibakterien aus dem Darm) gelangen durch die äußere Öffnung der Harnröhre in die Harnwege. Aufgrund der kürzeren Harnröhre sind Frauen häufiger von Blasenentzündungen betroffen. Die Erkrankung äußert sich vor allem durch häufigen Harndrang (Pollakisurie) und Brennen beim Wasserlassen (Dysurie). Gewissheit bringt eine Urinuntersuchung. Abhilfe schaffen häufiges Trinken (z. B. 2-3 l Tee täglich) zum Herausschwemmen der Bakterien, warme Unterwäsche und Antibiotika.
 
 Entzündungen von Nierenbecken und Niere
 
Wird bei einer Entzündung auch das Nierenbecken befallen, spricht man von einer Pyelitis. Meist ist in diesem Fall die gesamte Niere mitbetroffen, die Krankheit wird dann Pyelonephritis genannt. Sie äußert sich in der Regel durch hohes Fieber und Flankenschmerzen. Zur Behandlung sind Antibiotika in hoher Konzentration erforderlich. Ergänzend ist es sinnvoll, viel zu trinken, häufig Wasser zu lassen und warme Unterwäsche zu tragen.
 
Zu Komplikationen kann es kommen, wenn Nierenentzündungen lange oder häufig nacheinander auftreten (chronische Pyelonephritis). Dann besteht die Gefahr, dass das Nierengewebe zerstört wird und sich zur Schrumpfniere zurückbildet, die kaum noch Harn produzieren kann. Ursache sind meist Abflusshindernisse, z. B. Nierensteine oder eine angeborene Fehlbildung, die wegen ihrer Schmerzlosigkeit zu spät erkannt wurde; auch Diabetes ist ein Risikofaktor. Zur Behandlung sind Antibiotika und Nierensteinentfernung bzw. eine Operation der Fehlbildung erforderlich. Dennoch kann sehr häufig die Entstehung einer Schrumpfniere nicht verhindert werden. Sind beide Nieren betroffen (chronisches Nierenversagen), wird der Anschluss an eine künstliche Niere notwendig (Dialyse).
 
Eine lebensgefährliche Komplikation der Nierenentzündung ist die Urosepsis. Hier vermehren sich die Bakterien im Nierenbecken plötzlich explosionsartig und gelangen ins Blut. Intensivmedizinische Behandlung wird erforderlich.
 
 Entzündungen durch Katheter
 
Im Falle von Harnverhalt durch ein Abflusshindernis (z. B. Prostatavergrößerung) oder von Inkontinenz ist mitunter eine Dauerkatherisierung erforderlich. Entweder wird ein Katheter über die Harnröhre in die Blase eingeführt oder er wird über die Bauchdecke gelegt. Damit entsteht ein neuer Zugangsweg für Bakterien. Gegenmaßnahmen sind höchstmögliche Sterilität beim Legen des Katheters und ein häufiger Wechsel des Katheters.

Universal-Lexikon. 2012.

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